Naturschutz im Peenetal | Der Seggenrohrsänger

Schutz des Seggenrohrsängers

Der Seggenrohrsänger (Acrocephalus paludicola) ist nah mit dem sehr ähnlichen und im Peenetal häufigen Schilfrohrsänger verwandt. Von diesem unterscheidet er sich aber durch den deutlichen hellen Streifen auf Scheitel und Rücken und an den kürzeren, variantenreicheren Strophen seines Gesangs. Er ist ein typischer Brutvogel der Niedermoore. Durch seinen Schutz wird gleichzeitig sein Lebensraum mit vielen weiteren gefährdeten Tier- und Pflanzenarten geschützt.

Der Seggenrohrsänger war früher von der Nordseeküste bis Sibirien verbreitet. In Vorpommern und Brandenburg war er vor dem 1. Weltkrieg sehr häufig, wie historische Quellen belegen. Mit der Zerstörung seiner Lebensräume durch starke Entwässerung und fortschreitende Intensivierung der Landwirtschaft ging aber auch die Zahl dieser Vögel massiv zurück. Ihr Bestand ist im letzten Jahrhundert um etwa 95 % zurückgegangen.

Heute ist die Art deshalb aus vielen Ländern verschwunden und der Weltbestand besteht aus nicht mehr als etwa 17.000 singenden Männchen. Der Seggenrohrsänger ist damit der seltenste Zugvogel unter Europas Singvögeln und die einzige global gefährdete Singvogelart auf dem europäischen Festland. Über 90 % des Weltbestands brüten heute im Dreiländereck Polen-Weißrussland-Ukraine. Ein kleines Vorkommen gibt es an der litauischen Ostseeküste, wo gezielte Schutzmaßnahmen in den letzten Jahren zu einem Anstieg des Bestands geführt haben (www.meldine.lt). An der deutsch-polnischen Grenze hat sich ein isoliertes Vorkommen erhalten (die so genannte "Pommersche Population"), das aber kontinuierlich schrumpft und inzwischen akut vom Aussterben bedroht ist.

Im Jahre 2003 wurde ein Abkommen über Schutzmaßnahmen für den Seggenrohrsänger als Nebenabkommen zur Bonner Konvention über wandernde Arten von 12 Staaten unterzeichnet und ratifiziert - das erste und einzige internationale Abkommen für einen "kleinen brauenen Vogel". International sind die Schutzaktivitäten für den Seggenrohrsänger über das "Aquatic Warbler Conservation Team" (www.aquaticwarbler.net) verknüpft.

Im Zeitraum 2005-2011 war der Förderverein einziger deutscher Projektpartner eines EU-finanzierten LIFE-Projektes zum Schutz des Seggenrohrsängers in Polen und Deutschland (www.wodniczka.pl). Im Bereich der Peenemündung wurden großflächig Moorwiesen durch Wiedereinführung der Mahd in geeignete Lebensräume für die Art umgewandelt. Es bestand die Hoffnung, das diese auch aufgrund der nur 30 km Luftlinie entfernten nächsten polnischen Vorkommen wiederbesiedelt werden würden. Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Zweckverband Peenetal-Landschaft und den zuständigen Naturschutzbehörden durchgeführt.

Durch die Mahd an der Peenemündung konnten viele positive Effekte für die Flora und für andere Wiesenbrüter wie z.B. Kiebitze und Rotschenkel erreicht werden. Der Seggenrohrsänger ist aber bisher trotz geeigneter Lebensräume leider nicht ins Peenetal zurückgekehrt. Vermutlich gibt es nicht mehr ausreichend Vögel, die spontan diese Gebiete wiederbesiedeln können. Die "Pommersche Population" ist heute mit weniger als 10 Männchen zahlenmäßig so reduziert wie nie zuvor. Der Förderverein unterstützt daher 2016/2017 gemeinsam mit dem NABU die Finanzierung eines polnischen Koordinators für diese Population. Er ist auch seit vielen Jahren an konkreten Schutzaktivitäten im letzten verbliebenen grösseren westpolnischen Brutgebiet beteiligt. Für die Zukunft gilt es zu evaluieren, welche weiteren Maßnahmen zum Erhalt der Art in unseren Region sinnvoll sind und dabei insbesondere von den Erfahrungen aus der wieder zunehmenden litauischen Population zu lernen.

Alle Schwarz-Weiß-Fotos auf dieser Seite wurden in den 1970er Jahren auf der Insel Schadefähre aufgenommen und freundlicherweise von Dr. Günter Heise zur Verfügung gestellt.